UX is not UI

· Michel
UX is not UI

Die Disziplinen UX und UI stehen in enger Abhängigkeit zueinander und sind deshalb nur schwer voneinander zu trennen. Dadurch entstehen unterschiedliche Mindsets oder auch Erwartungshaltungen und erschweren die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams. In diesem Beitrag möchte ich die Unterschiede der beiden Disziplinen erläutern und welche Vorteile es für uns hat, wenn wir diese verstehen.

Dieser Artikel ist bestimmt nicht vollständig, soll aber Grundsätze erläutern und das Bewusstsein für die Disziplinen erhöhen.

Das UI-Design setzt den Fokus auf das Aussehen (Look) eines interaktiven Produktes. Das UX-Design hingegen hat zum Ziel, den Nutzer*innen ein positives Nutzungserlebnis zu bieten. Der Fokus liegt dabei auf dem entstehenden Gefühl (Feel) und der Erfahrung des Users, wenn er ein interaktives Produkt benutzt. Wir betrachten den kompletten Nutzungszyklus inklusive vor- und nachgelagerter (Inter-) Aktionen, die durch das Produkt ausgelöst oder beeinflusst werden. UI- und UX-Design greifen ineinander und sind entscheidende Faktoren, um eine positive Nutzererfahrung sicherzustellen.

Somit zahlen die Disziplinen UX-Design (Feel), UI-Design (Look) und zusätzlich noch die Usability auf die gesamte Erfahrung, die die Nutzer*innen mit einem Produkt haben, ein. (Link: User-Experience)

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UI-Design: Wie etwas aussieht (Look)

Das UI-Design beschäftigt sich mit der Gestaltung der Oberfläche (dem Interface) einer App, einer Website – eines digitalen Produktes.

Der Fokus des User Interface Designs (kurz: UI Design) liegt auf der visuellen Gestaltung digitaler Anwendungen. Ein gutes User Interface ist dabei keineswegs nur visuell hochwertig gestaltet. Neben der Gestaltung muss das Ziel der Anwendung und die Markenbotschaft über die visuelle Ausprägung von Websites und Apps vermittelt werden.

Oft wird UI-Design mit „schön machen“ in Verbindung gebracht. Ästhetik spielt beim Design zwar eine große Rolle, allerdings ist sie nicht das einzige Ziel. Vielmehr geht es darum, ein User Interface und dessen Interaktion schnell erfassbar und verständlich zu gestalten. Die Benutzerfreundlichkeit und Wiedererkennbarkeit eines Produktes oder einer Marke wird erhöht, wenn über alle Touchpoints hinweg eine konsistent visuelle Gestaltung vorherrscht.

Form Follows Function

Unsere digitalen Produkt haben das Ziel einer positiven User Experience. Deshalb wird sich die reine Ästhetik immer der Funktion unterordnen bzw. dafür sorgen, dass die visuelle Gestaltung immer die Bedienbarkeit unterstützt. Form follows function ist daher unser Leitsatz beim Gestalten von User Interfaces.

Dass sich UI-Design somit rudimentär mit der Usability beziehungsweise der Software-Ergonomie beschäftigt, ist nur logisch. Ästhetik bringt nichts, wenn das Interface nicht gut zu bedienen ist. Meistens wird Ästhetik subjektiv beurteilt, da der Gedankenprozess während der Entstehung eines Designs sich nicht zwangsläufig im Design selbst widerspiegelt.

10 Usability Heuristics for User Interface Design

Um ein Design auch Objektiv beurteilen zu können und so zu besseren Entscheidungen zu kommen gibt es u.a. die 10 Usability Heuristiken von Jakob Nielsen. Hiermit lassen sich mit wenig Aufwand objektive Aussagen über die Gebrauchstauglichkeit von User Interfaces treffen.

Gutes UI-Design ist:

  • Konsistent

  • Gebrauchstauglich

  • Wiederverwendbar

  • Effektiv

  • Ästhetisch

  • Glaubwürdig

  • Vertrauensvoll

Wie sich etwas anfühlt (Feel)

UX-Design befasst sich mit der Analyse, Kreation und Optimierung der Nutzererfahrung (z. B. Gedanken, Emotionen und Bedürfnisse) und zwar vor, während und nach der Benutzung eines interaktiven Produktes.

Das Ziel von UX-Design ist es, die Erfahrung des Nutzers zu verstehen und zu analysieren, um sie so stetig zu verbessern. So können unter anderem komplexe Systeme oder Aufgaben durch ein gutes UX-Design dem Nutzer dabei helfen, leichter und bequemer an das gewünschte Ziel zu kommen.

Analyse (User-Research)

Mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Methoden wie Personas, Datenanalysen, User-Interviews, Testings, Workshops, Customer Journeys u.v.m. kann Einsicht in das Nutzerverhalten erlangt werden. Die Entwicklung eines digitalen Produktes kann somit einfacher die Anforderungen des Nutzers erfüllen und eine gute Experience für selbigen herstellen.

Kreation (Architektur)

Die Kreation nimmt sich den – mitunter komplexen – Problemstellungen der Nutzer:innen an. Durch Strukturierung und Reduktion auf das Wesentliche können komplexe Probleme in kleine einfach lösbare Teilprobleme aufgeteilt werden. Die Lösung/Bearbeitung dieser Teilprobleme erfordern nur eine geringe kognitive Auslastung der Nutzerin. Ein durchdachtes und in sich schlüssiges Konzept ist die Basis für eine positive Nutzererfahrung und ebenfalls die Blaupause für das UI-Design und die Implementierung.

Die Konzepte werden meist in Form von Wireframes, Scribbles oder Prototypes erstellt. Sie stellen die wichtigsten Interaktionen sowie die Lösung einer gestellten Aufgabe dar, ohne dass Design Details ausgearbeitet sind.

Optimierung

Erarbeitete und/oder implementierte Lösungen sollten anhand von zuvor festgelegten KPIs bewertet werden. Damit wird sichergestellt, dass der Lösungsansatz das Problem der Nutzer:innen tatsächlich löst. Ferner können weitere Probleme aufgedeckt und somit die Optimierungen des Produktes vorangetrieben werden . Auch hier finden – wie schon bei der Analyse – Methoden wie Datenanalyse, User-Interviews, Testings, Workshops usw. zu ihrem Einsatz.

Gesamtbild, Zusammenspiel und Konsistenz

Ferner ist es wichtig, dass eine Marke einen einheitlichen Auftritt und Kommunikationsstil aufweist. Gelingt dies einer Marke, so entstehen einzigartige Erlebniswelten, die sich positiv auf den Markenwert auszahlen.

  • Zufriedenere Kund:innen und Nutzer:innen zu bekommen

  • Bessere Produktqualität zu erreichen

  • Umsatz und Gewinn zu steigern

  • Die Produktivität zu steigern

  • Entwicklungszeit und -kosten zu reduzieren

  • Support & Schulungskosten zu reduzieren

  • Ein Produkt positiv wahrzunehmen

Usability

Ein großer Teil der User Experience ist die Usability (Gebrauchstauglichkeit). Diese wird stark durch UI-Design und/oder UX-Design beeinflusst. Die Usability fokussiert sich auf die effektive und effiziente Aufgabenerledigung innerhalb eines digitalen Produktes. Die Nutzer:innen werden befähigt, eine Aufgabe effektiv und effizient zu absolvieren. Die DIN EN ISO 9241-210 (hier eine Übersicht der Normen) versucht, die beiden Begriffe Usability und User Experience voneinander abzugrenzen:

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User Experience umfasst demzufolge alle Effekte, die ein Produkt bereits vor der Nutzung (antizipierte Nutzung) als auch nach der Nutzung (Identifikation mit dem Produkt oder Distanzierung) auf den Nutzer hat. Usability wiederum fokussiert auf die eigentliche Nutzungssituation (Effektivität und Effizienz).

Fazit: Lösungen für Probleme finden

Design löst Probleme – egal ob auf der Ebene des Interfaces oder auf der Ebene des Nutzererlebnisses. Das Ziel von gutem Design ist es nicht, „schöne Kunst“ herzustellen, sondern praktische Antworten auf virtuelle (Kommunikations-) Probleme zwischen Nutzer:innen und der digitalen Welt zu finden.