Was wir bei unserem ersten Remote Open Space gelernt haben

· Katja
Blogartikel Coding

Seit März sind wir jetzt remote unterwegs, viele von uns haben sich nicht mehr persönlich gesehen seitdem und gleichzeitig ist auch wahnsinnig viel passiert – in der Abteilung, im Unternehmen und natürlich auch in der Welt. Klassischerweise haben wir in den letzten Jahren in regelmäßigen Abständen mal eine Abteilungsretrospektive gemacht. Wir haben uns alle in einem großem Raum getroffen und darüber diskutiert, was gut lief und was man besser machen kann. Meist haben wir die Themen nach der Lean-Coffee-Methode gefunden, die wir dann in kleinen Gruppen diskutiert haben. Aber hin und wieder kam es vor, dass wir den Action Items und Themen nach der Retro nicht weiter nachgegangen sind, weil sie entweder nicht aktuell genug waren und das „daily business“ unsere ganze Zeit vereinnahmte. Natürlich, die Agilisten unter euch werden jetzt denken, aber ihr plant euch doch selbst und vermutlich war das Thema doch nicht wichtig genug, sonst hättet ihr das schon weiter folgt. Da ist viel Wahres dran. 

Innerhalb eines Scrum-Teams funktionieren Retrospektiven und Action Items wirklich gut, aber an einem geeigneten Weg, wie man große Themen (zum Beispiel wie wir Entscheidungen treffen, teamüberschreitende Zusammenarbeit gestalten, Gehaltsstruktur und Karrieremodelle entwickeln) quer durch alle Teams vorantreibt, sind wir noch am Ausprobieren.  

Open Space statt Abteilungsretro

Irgendwann ab Sommer kam die Frage nach Abteilungsretro auf und ob es nicht mal wieder an der Zeit wäre. So richtig wollte sich niemand an das Thema heran trauen, 50 Kolleg\*innen remote durch den Tag zu führen. Zwei meiner Scrum-Master-Kolleginnen waren kurz vorher auf der „Remote Agile Cologne“ und hatten ein paar gute Ideen mitgebracht. Wir wollten nicht nur darüber reden, was wir anders machen können und was gut läuft – wir wollten die Kolleg\*innen auch dazu animieren, ein paar Best Practises mitzubringen und den Rahmen für Gesprächsthemen nicht allzu sehr einengen. Daher entschieden wir uns für das Open Space Format (Firmenweit haben wir da ja schon durchaus gute Erfahrungen mit dem Format gesammelt).

openspace

Meine Kolleginnen hatten ein wahnsinnig professionelles Miro Board vorbereitet: Zu jeder Session gab es ein eigenes virtuelles Whiteboard mit eigenem Video Call, so dass die Sessions an sich geschlossen waren. 

Es ging unter anderem viel um Team-Zusammenarbeit, wie wir abteilungsweite Entscheidungen treffen, wie wir in Remote-Zeiten mit Stress am Arbeitsplatz umgehen und warum wir eigentlich Scrum machen. Man merkte auch, wir haben uns lang genug im sicheren Teamhafen versteckt: Es kommt zwar immer wieder vor, dass unsere Teams zusammen Features umsetzen und dabei natürlich auch zusammenarbeiten und/oder pairen, aber das Kaffeeküchen-Gespräch mit „ach, da ich dich gerade sehe, wie macht ihr eigentlich XYZ“ fehlt uns allen. Es gab definitiv viel Redebedarf, so dass auch der Abschlusscall sehr gut besucht war. 

Unser Fazit

Insgesamt unterscheidet sich Remote Open Space aber sehr von einem vor Ort. Ich persönlich finde es deutlich schwieriger, von dem Gesetz der zwei Füße (bzw. dem „Raum-Verlassen“-Klick) Gebrauch zu machen, als man das vielleicht in einem Meetingraum tun würde. 

Das allgemeine Fazit war: gern öfter und mehr davon! Das Format kam super an, die Session Hosts waren gut vorbereitet und wir haben gute Ergebnisse erzielt. Wir werden also mehr ausprobieren und noch mehr miteinander reden dürfen/müssen/wollen. Und vor allem die Kollegen aus ihren Teams herausholen und einen Rahmen schaffen, wo sie sich über Teamgrenzen hinaus austauschen können. Wir planen dann mal den nächsten Open Space!